Das Buch beschreibt Leben und Nachwirkung des Pauzinerpredigers Marco d´ Aviano (1631 – 1699), der bis in die 1960 er Jahre als „Superkämpfer“ für die katholische Einheit Europas gefeiert wurde. Seine Wortgewalt ist bezeugt, seine Wundertätigkeit (Vorausetzung zur Seligsprechung) nur einmal (und das im Jahr 1960!). Dass er an der Belagerung Wien 1683 teilnahm, ist historisch nicht haltbar. Und gerade mit diesem Ereignis wird das Wirken Avianos stets verknüpft. Der Autor arbeitet klar heraus, dass der Kern des Avianokults, der in den 1890 er Jahren massiv einsetzte, nichts mit historischen Ereignissen zu tun hatte, sondern mit der Verfolgung einer bestimmten Politik. Egal, ob damit Kaiser Karl oder später Bundeskanzler Dollfuß als Retter des Abendlandes gemeint waren. Der Bürgerkrieg 1934 wurde von den Austrofaschisten als Triumph des Christentums gefeiert und es wurden Parallelen zu 1683 gezogen. Unter Kardinal Innitzer fand der Avianokult Mitte der 1930 er Jahre einen Höhepunkt (Enthüllung der noch heute vor der Kapuzinerkirche stehenden Statue).
Der sehr gute Text wird ergänzt durch ein sorgfältig recherchiertes Personenverzeichnis und einem wirkungsvollen Bildteil. Eine empfehlenswerte Lektüre.
Peter Autengruber
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