Peter Hochegger lebt laut KURIER Interview vom 27.07.14 nicht
mehr in der profitorientierten Gesellschaft, sondern eher in Szenen,
die spirituell ausgerichtet sind und sich nicht materiellen Dingen
unterordnen. Vorher hat er aber gemeinsam mit dem Netzwerk, in
dem er wirkte, der Republik Österreich einen Schaden zugefügt. Angeblich ist ihm nichts geblieben (Glauben Sie mir, ich habe mein Geld nicht im Trockenen) und er hat sich jetzt in einem brasilianischen
Fischerdorf auf die anderen Werte umgestellt.
Man muss sich vor Augen halten, wie Peter Hochegger bisher
lebte. Ob ein Teil seiner Tätigkeit auch in der „Weiterleitung“,
der Abdeckung von Schwarzgeldzahlungen, bestand,
wird sich vielleicht noch zeigen. Jedenfalls wurde er für seine
Finanzierungen und Lobbying-Tätigkeiten sensationell
bezahlt. Dieser Chef einer Werbeagentur bewegte sich, fast wie ein
Banker, hauptsächlich in der Welt des Geldes. Er verdiente nicht
wie die Herren von „Blackstone“, 2, 3 Millionen Dollar am
Tag, aber doch wie der Chef einer ATX – notierten Firma.
Den einträglichsten seiner Tätigkeiten haftet etwas Unerlaubtes
an. Weil seine Arbeit, wie er selbst sagt, im System Wirtschaft/Politik geschah, das man eigentlich brechen sollte, doch Der Paragraf der Untreue ist da viel zu zahnlos (Hochegger), musste sie besonders
hoch dotiert werden. Auf der andern Seite macht er aber gerade
für das Tun in einem System, in dem man notwendig ungesetzlich
handelt, eine verminderte Verantwortung geltend. Das
erinnert an die Doppelstrategie von Mitgliedern der OK. Werden
sie nicht erwischt, so sind sie ihre hohen Gagen wert, werden sie
erwischt, so waren sie in einem System gefangen.
Auch das Management außerhalb von gesetzlichen Grauzonen
darf nach seinem Wert befragt werden. Wie ist es möglich, dass
der Manager einer weltweiten Finanzgruppe, der den ganzen
Tag nur Zahlen von Bildschirmen abliest, mit anderen
telefoniert, die ebenfalls nur Zahlen ablesen, und der am Ende des
Vorgangs eine Anweisung durchs Telefon gibt, eine gigantische
Gage wert ist? Die Antwort führt zum Begriff des Profits, den
die Eintragungen des Managers lukrieren können. Man könnte
zwar eine Reihe von Fähigkeiten aufzählen, die nicht jeder hat,
doch die wahre Erklärung liegt in der Höhe des Überschusses,
der hier durch Geldtransaktionen erzielt werden kann. In der
Höhe der Spitzengage feiert sich der maximal mögliche Profit.
Brasilianisches Idyll, zwischen Itajai und Blumenau
Umgekehrt verdient der Chef einer Schuhfabrik, der zwanzig
Leuten Arbeit gibt und trotz seiner prima Schuhe nicht weiß,
wovon er im nächsten Halbjahr die Gehälter zahlen wird,
wenig mehr als einer seiner Schuster. Der Grund ist der
geringe Profit. Dadurch dass diese Firma kaum Überschuss
erwirtschaftet, sind der Fortbestand und das Wachstum des Unternehmens gefährdet und steht die Wirtschaftslogik in Frage.
Über die Logik hinter der lukrativen Arbeit wird zu wenig
nachgedacht. Es handelt sich um eine Gesellschaft, in
der sich neben den Werten des Lebens (und auch der Religionen)
das aggressive Wertesystem des Profits eingerichtet hat,
das dazu tendiert, alle übrigen Werte in Frage zu stellen.
Wenn zum Beispiel Brandbekämpfung den Einsturz eines
Hauses verhindert und fünfzig Menschenleben rettet, so bemisst
die Gesellschaft den Wert des Tuns nicht am Menschenleben,
für das sie den exakten Preis nicht nennen kann, sondern
sie kalkuliert mit der Preisliste von Versicherungen. Dort
liegt für das Profit – System der Wert einer lebensrettenden
Handlung, die Kenntnisse, Erfahrung und großen Mut voraussetzt.
Man stelle sich nur vor, dass das Zu Bergende eines Tages
als wertlos gilt, dann wird die Lebensrettung als wirtschaftlich unvernünftig angesehen und gar nicht durchgeführt.
Würde man in den fortgeschrittenen Gesellschaften, um die
es hier geht, jede Handlung mit einem Preisschild versehen und,
darüber hinaus, alle wichtigen Handlungen als Herbeiführung
von (monetärem) Überschuss definieren, so wären automatisch
alle preisindifferenten und alle nicht-profitorientierten Aktivitäten
wertlos. Das würde dann allerdings auch klar zeigen, wer
für die Werte des Lebens ackert: die Leute mit den niederen Einkommen, die Heere der Menschheit.
Peter Hochegger hat sich also den Werten des Lebens
zugewandt. Er wohnt in einem kleinen Fischerdorf. Das ist eine
total andere Lebensweise. Es ist viel ruhiger, es gibt keinen Luxus.
Für das Interview hat er sich mit einem Weisheitsbuch gewappnet. Prompt sagt Ida Metzger, die die Umstellung nicht recht glaubt:
Der bekehrte Peter Hochegger. Und er sagt: Kennen Sie das Buch ´Das Cafe am Ende der Welt´? In dem Buch steigt ein gestresster Werber aus. Irgendwo stößt er auf ein Cafe, auf dessen Speisekarte
drei Fragen stehen: Woher komme ich? Habe ich Angst vor dem
Tod? Was erfüllt mein Leben? Dieses Buch hat ihn beeindruckt.
Er, ein Mann der Werbung und der Sprache, sieht jetzt die
Gesellschaft mit anderen Augen, ohne dass er die Verantwortung
fand. Es ist wie ein Spiel, wo man sich diese Dinge als Aufgabe hinstellt. (…) Ich stehe zwar am Abgrund, aber im Prinzip durchlebe
ich gerade die spannendste Zeit meines Lebens.
Sogar jetzt, wo er um eine grundlegende Erfahrung reicher ist, spürt er noch immer nicht den vollen Ernst und sieht noch immer nicht die Nachhaltigkeit als Gebot (damit nicht ständig Kartenhäuser stürzen), sondern spielt das Aussteigerspiel, mit höherem Bewusstsein, wieder
nur für sich. Man sucht sich seine Herausforderungen so aus, dass
man seine Talente und Fähigkeiten entwickeln kann, um zu sich
selbst zu finden (…) Ich bereue gar nichts. Mehr hat ein Liberalist
zum Menschenleben nicht zu sagen.
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